Warum macht Krebs arm?
Der Hauptgrund für die finanziellen Probleme besteht in der verringerten Leistungsfähigkeit der Betroffenen, die zu einem geringeren Einkommen führt. Hinzu kommen die Kosten für Zuzahlungen, ergänzende Therapien und der Erhaltung der Lebensqualität.
Krankengeld, Arbeitslosengeld, Hartz IV
Wer krankgeschrieben wird, bekommt Krankengeld für 18 Monate. Laut der deutschen Krebshilfe ist das für eine Krebserkrankung allerdings zu kurz, da der Krebs bei vielen in diesem Zeitraum noch nicht ausgeheilt ist.
Auch der Wiedereintritt in das Berufsleben ist dann oft erschwert bzw. nicht mehr möglich. Studienergebnisse zeigen, dass rund 1/3 der Betroffenen auch drei Jahre nach der Erstdiagnose keiner beruflichen Tätigkeit mehr nachgehen können. Und das, obwohl sie noch im erwerbstätigen Alter sind. Während etwa 15% Rente erhalten, beziehen 7% Arbeitslosengeld I. 11% der Krebserkrankten müssen Arbeitslosengeld II beantragen und leben damit am Existenzminimum. Aber auch nach einer vollständigen Genesung können finanzielle Sorgen andauern. Denn wer nach einer Krebserkrankung wieder in die Arbeit einsteigen kann, verdient in der Regel weniger als zuvor.
Besonders gefährdete Zielgruppen sind junge Erwerbstätige, Auszubildende, Studierende und Selbstständige. Für junge Menschen wird zum Problem, dass das Krankengeld am Einkommen bemessen wird, das während des Berufseinstieges noch niedriger ausfällt.
Selbstständige sind gefährdet, da sie keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung, Krankengeld oder Arbeitslosengeld I haben. Sie können lediglich Hartz IV oder Sozialhilfe beantragen.
Kosten der Behandlung
Laut der deutschen Krebshilfe wird das Armutsrisiko zusätzlich durch die hohen Kosten der Behandlung befeuert. Denn nicht alle Therapien werden von der Krankenkasse getragen.
Alternative Methoden zur Krebsbekämpfung können beispielsweise vielversprechend sein, müssen aber meist selbst bezahlt werden. So kosten Immuntherapien 80.000 bis 100.000 EUR und Gentherapien bis zu 150.000 EUR.
Jedoch sind nicht nur diejenigen gefährdet, die alternative Heilmethoden nutzen. Auch kleine Kosten summieren sich auf und belasten den Geldbeutel teils enorm. Dazu zählen beispielsweise
- Zuzahlungen für Krankenhausaufenthalt, Reha und Medikamente
- Medikamente zur Immunstärkung wie Vitamine
- Mistelpräparate zur Krebstherapie (bis zu 100 EUR pro Monat)
- Wund- und Heilcremes, Verbandsmaterial zur schonenden Heilung nach Operationen
- Sportliche Aktivitäten gegen Muskelschwund
- Sofortige psychologische Betreuung während der Wartezeit auf einen Therapeuten (in der Regel 6-9 Monate Wartezeit)
- Fahrtkosten bzw. Taxirechnungen zum Krankenhaus und wieder zurück
Die Krankenkassen übernehmen zwar einen Teil der Leistungen, jedoch weder dauerhaft noch komplett. Betroffene wissen oftmals nicht genügend über unterstützende Leistungen, sind mit der Bürokratie überfordert oder körperlich nicht in der Lage, sich auch noch den finanziellen Sorgen zu stellen.
"Die Kostendeckung der Behandlung war eine große Herausforderung. Die Gesamtkosten beliefen sich auf eine halbe Millionen Euro. Über 100.000 € blieben von der Krankenversicherung schlussendlich unbezahlt. Wir konnten das nur mit einem Kredit abbezahlen.“ Leander Kress, Para-Ski-Sportler
Spätfolgen als Grund für finanzielle Belastungen
Nach einer erfolgreichen Krebstherapie kommen in vielen Fällen Kosten für die Behandlung von Spätfolgen hinzu. Laut dem Krebsinformationsdienst erleiden 50 % der Krebsüberlebenden seelische, körperliche oder auch soziale Spätfolgen durch die Krebstherapie – 20 % davon schwerwiegende. Diese können sich beispielsweise in Depressionen, Herz-, Lungen-, Nierenschäden, Störungen der Fruchtbarkeit, der Sexualität oder des Stoffwechsels äußern. Teils treten die Einschränkungen erst nach 5 bis 20 Jahren auf. Finanzielle Sorgen bleiben daher für viele Überlebende bittere Realität.
Zahlenbeispiel gemäß des Erfahrungsberichts von Leander Kress
Leander Kress erkrankte im Alter von 7 Jahren an Knochenmarkkrebs. Er musste einen Krankenhausaufenthalt von über 1,5 Jahren, zahlreiche Chemotherapien und die Amputation eines Beines über sich ergehen lassen. Für seine Eltern fiel nach der Behandlung eine Krankenhausrechnung von 600.000 € an. Nach Abzug der Krankenkassenleistung blieb den Eltern von Leander noch immer ein Eigenanteil von 80.000 €. Zusätzlich kamen noch Kosten für den behindertengerechten Umbau des Hauses, Prothesen und Medikamente zur Stärkung des Immunsystems hinzu.
Um diese Kosten zu stemmen, mussten die Eltern von Leander Kredite aufnehmen und das Haus belasten, das sie schlussendlich verkaufen mussten.
„Schlussendlich waren meine Eltern gezwungen das Haus zu verkaufen. Hätte es damals schon eine Krebsversicherung gegeben, wäre finanziell einiges anders gelaufen und wir hätten das Haus behalten können.“