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Erfahrungsbericht

Top-20 bei den Paralympics

Die Erfüllung eines Lebenstraums

Autor: Leander Kress

Leander Kress beim Skifahren in den Bergen.

Ich heiße Leander Kress, wohne in Friedberg und bin 20 Jahre alt. Als ich mit sieben Jahren an Knochenkrebs erkrankte, musste infolgedessen mein rechter Oberschenkel amputiert werden. Mit einem Bein entdeckte ich die Leidenschaft zum Skifahren. Seit zwei Jahren gehöre ich nun zum Nationalkader Para Ski alpin.

 

Eröffnungsfeier mit Lampenfieber

Seitdem ich mit einem Bein Skifahren kann, sind die Paralympics ein großer Traum für mich. Meine damaligen Trainer waren vor der Jahrtausendwende sogar selbst Teilnehmer und sogar Sieger beim weltweit drittgrößtem Sportevent. 2014 durfte ich im Rahmen des paralympischen Jugendlager die Wettkämpfe in Sotchi live miterleben. Dieses Erlebnis hat meinen Traum und die Motivation dafür nochmal sehr verstärkt. Trotzdem habe ich selbst bis zu meiner offiziellen Nominierung für die Winterspiele in Peking 2022 daran gezweifelt.

Die Nominierung war im Januar 2022, ein paar Tage nach meinem Geburtstag und ich habe mich unendlich gefreut. Die Türen für meinen Lebenstraum waren geöffnet. Neben der Angst sich kurz vor knapp zu verletzen, war die Angst vor einer Corona-Infektion noch viel größer. Das würde mir auf eine bittere Art und Weise einen Strich durch die Rechnung machen. Doch mit wochenlanger Selbstisolation und vielen negativen PCR-Tests konnte ich schlussendlich am 25. März in den Flieger steigen.

Als ich in Peking angekommen war, überraschten mich zuerst die Auswirkungen der Zeitverschiebung. Vier Nächte konnte ich nur wenig schlafen, doch das war kein Problem. Ich durfte meinen Lebenstraum endlich erfüllen. Irgendwie fühlten sich die ersten Tage wie ein sehr großes Weltcup-Rennen an, das gut organisiert und auf der anderen Seite der Welt stattfand. Ist doch fast nichts Besonderes …

 

Weiterkämpfen nach dem Sturz

Erst bei der Eröffnungsfeier stieg die Aufregung in mir. Am Tag darauf war schon mein erstes Rennen: die Abfahrt. Ich war morgens brutal aufgeregt und zitterte am ganzen Körper, was ich aber bis zu meinem Start in den Griff bekommen habe. Meine Motivation war sehr hoch für meine Lieblingsdisziplin. Aber leider ging mir am zweiten Tor im Steilhang durch einen Schlag die Bindung auf und ich rutschte mit hoher Geschwindigkeit in den Fangzaun. Mit leichten Blessuren kam ich nochmal gut davon, denn am nächsten Tag stand schon das nächste Rennen auf dem Plan.

Zumindest dachte ich, dass alles in Ordnung war. Am nächsten Morgen hat etwas nicht gestimmt. Bei der Besichtigung habe ich normalerweise schon sofort eine Linie und Herangehensweise im Kopf. Doch das fehlte. Ich konnte mir nicht vorstellen dort im Renntempo hinunterzufahren. Auch beim Einfahren an der Nebenpiste brach ich jeden Schwung ab, weil mir das Vertrauen in Körper und Material fehlte. Ich schilderte das unserem Arzt und er meinte, das kann gut mit dem Sturz zusammenhängen und er kann meinen Start im Super-G absagen. Aber man gibt nicht einfach so seinen Lebenstraum auf! Also fuhr ich wieder mit dem Lift hoch und kämpfe mich durch meine Blockaden.

Bis zum Start vom Rennen hatte ich mir wieder Mut angeeignet und fühlte mich bereit. Mit einem soliden Lauf erreichte ich zum ersten Mal das Ziel bei den Paralympics und war erleichtert. Ein 27. Platz war natürlich nicht das, was ich kann, aber ich bewies Kampfgeist. Trotz der Startschwierigkeiten am Morgen habe ich es geschafft. Und die Stimmung überwältigte mich ebenso. So etwas habe ich bei keinem Rennen zuvor erlebt.

 

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Top 20 Platzierung trotz Erschöpfung

Die Super-Kombination (1.Lauf Super-G, 2. Lauf Slalom) wurde wetterbedingt vorverlegt, sodass ich ohne geplante Pause in das nächste Rennen ging. Mein Oberschenkel machte sich nach sieben Tagen am Stück bemerkbar. Doch mit einem Ergebnis im Rücken wollte ich nun zeigen was in mir steckt. Mit einem tollen Super-G-Lauf erreichte ich vorerst den 18. Rang. Leider geling mir nach so vielen Speedtagen der Umstieg auf den kurzen Ski nicht so leicht. Im 2. Lauf in meiner Paradedisziplin Slalom konnte ich leider „nur“ einen Platz aufholen und vollendete den Wettkampf auf dem 17. Rang. Nichtsdestotrotz war das eine sehr gute Leistung und ich war sehr glücklich darüber. Ein Top20 Ergebnis war mein persönliches Ziel bei den paralympsichen Spielen.

Nach zwei Tagen Pause voller Regeneration fingen die technischen Rennen an. Im Riesenslalom konnte ich leider nicht ganz meine Leistung abrufen, denn der Lauf war sehr eng und drehend. Ich erreichte den 22. Rang und war zweitbester Einbeiner. Der Slalom war dazu noch sehr chaotisch. Im ersten Lauf hatte ich einen riesigen Fehler und kam mit einem enormen Zeitrückstand ins Ziel. Kurz darauf war ich disqualifiziert, was mich wunderte. Es stellte sich heraus, dass der Torrichter einen Fehler machte. Nach Protesteinlage durfte ich den zweiten Durchgang antreten. Dieser war jedoch nach wenigen Sekunden vorbei, weil ich mit dem Skischuh an der Torstange leicht hängen blieb und somit den Schwung bis zum nächsten Tor nicht rechtzeitig schaffte. So etwas kann im Slalom schnell passieren.

Zusammengefasst bin ich sehr froh und stolz über dieses Abenteuer. Ich habe viele neue Erfahrungen sammeln können und einiges gelernt. Der schönste Moment war neben der Eröffnungsfeier die Bronzemedaille meiner Teamkollegin Andrea Rothfuss. Kaum einer hat im Vorfeld daran geglaubt, dass sie es nochmal schafft. Insgesamt hat sie 13 Medaillen bei 4 paralympischen Spielen gewonnen, aber diesmal schien dies unmöglich. Es war ein sehr schöner Moment und ich habe mich so gefreut für sie. Das zeigte mir auch wie viele Emotionen an so einer Medaille hängen und genau das möchte ich auch erreichen. Vielleicht klappt es sogar in vier Jahren bei den nächsten paralympsichen Spielen im italienischen Cortina d´Ampezzo.