Die frohe Botschaft kommt zum Schluss
Die frohe Botschaft kommt zum Schluss
Autor: Leander Kress
Im Alter von 7 Jahren wurde mein rechtes Bein aufgrund einer Knochenkrebserkrankung amputiert. Trotz der Einschränkungen habe ich das Skifahren auf einem Bein gelernt. Seitdem fahre ich regelmäßig bei Sportevents mit. Großes Ziel sind die Paralympics in Peking.
Der Januar war sehr aufregend für mich. Ich wurde für die Weltmeisterschaft im Paraskifahren (World Para Snow Sports) in Norwegen nominiert. Am 5. Januar flog ich von München nach Oslo. Dort holte mich ein Shuttle ab und fuhr mich zwei Stunden nach Lillehammer, ins Herz von Norwegen. Die ersten Tage trainierten wir, um uns an das Skigebiet und die neuen Bedingungen zu gewöhnen. Ich war noch nie zuvor in Norwegen und deshalb verblüffte es mich sehr, dass es erst zwischen 10 und 11 Uhr hell und um 15 Uhr schon wieder dunkel wird. Das beeinflusst den Energiehaushalt des eigenen Körpers, weil der Vitamin-D-Mangel den Körper morgens schwer in die Gänge bringt.
Der erste Wettkampf der WM war die Abfahrt. Das ist die Disziplin mit der höchsten Geschwindigkeit beim Skifahren. Dabei fährt man mit bis zu 120 km/h den Berg runter. Dadurch hebt man schon an kleinen Kuppen etwas ab. Als Einbeiner ist eine gerade Landung sehr wichtig, denn beim Abfangen des Sprungs ist das Halten der Balance umso schwieriger. Für mich war es meine allererste Abfahrt in meinem Leben. Vor einem Abfahrtsrennen trainiert man zwei bis drei mal zuvor die exakt gleiche Strecke, um alle Kurven und Schlüsselstellen kennenzulernen. Das Risiko ist recht hoch und deshalb die Überwindung schnell zu fahren relativ schwierig. Von Training zu Training konnte ich mich mehr überwinden und enorm steigern. Im Rennen hatte ich meine beste Leistung und erreichte den 20. Rang. Ebenso war ich mit 5 Hundertstel Vorsprung der beste Einbeiner.
Weiter ging es mit den Disziplinen Super-G, Super Kombination (1. Lauf Super-G, 2. Lauf Slalom), Riesenslalom und Slalom. Leider konnte ich nicht meine Trainingsleistung abrufen und war völlig unzufrieden mit mir selbst. Doch das ist Sport. Man kann nicht immer auf den Punkt das Beste abrufen. Im Slalom jedoch erreichte ich den 19. Platz, mein bestes Ergebnis in der gesamten Weltmeisterschaft.
Neben dem Skifahren habe ich viel erlebt in Norwegen. Ich konnte die Polarlichter beobachten, habe die Wettkampfstätten der Olympiade von 1994 besuchen können und genoss Lachs und etliche Zimtschnecken. Zudem war ich viel im Austausch mit meinem großen Vorbild Alexander Spitz, welcher eine ähnliche Lebensgeschichte hat und 1994 bei den Paralympics am selben Hang die Goldmedaille gewann. Am 24. Januar fuhr ich weiter nach Schweden für das Weltcup-Finale. Doch nach den zweieinhalb Wochen Skifahren auf einem Bein war ich ziemlich am Ende und mein Oberschenkel brannte schon nach wenigen Schwüngen. Ich kämpfte mich in jedem Lauf ins Ziel. Dennoch konnte ich im Riesenslalom einen 10. Platz erreichen, welcher mein bestes Ergebnis im Weltcup dieser Saison war.
Doch nach dem Rennen kam die schönste Nachricht: ich wurde für die Paralympics 2022 in Peking nominiert. Obwohl die Qualifikationskriterien höher als meine Ergebnisse waren, darf ich als ambitionierter Nachwuchsathlet dort starten. Ziel dabei ist Erfahrung zu sammeln und dieses riesige Event erstmals zu erleben, damit ich bei den Paralympics 2026 nicht das erste Mal am Start stehe. Dann will ich eine Medaille gewinnen. Doch vorerst gilt es für mich corona- und verletzungsfrei zu bleiben, damit ich am 25. Februar in den Flieger steigen kann.
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