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Krebserkrankung

Krebs und Trauma

Zwei Frauen halten in ihren Händen Brustimplantate, die eine fehlende Brust nach einer Krebserkrankung ersetzen können.

Hört man das Wort „Trauma“, denkt man meist an Krieg, Katastrophen oder Gewalterfahrung. Tatsächlich erfolgt ein Trauma durch ein Ereignis, das mit extremer Bedrohung, Lebensgefahr oder Demütigung verbunden ist. Dabei handelt es sich also nicht nur um Erfah­rungen, die einem von einer anderen Person angetan werden. Auch Naturkatastrophen oder lebensgefährliche Krankheiten können traumatisch wirken.

 

Posttraumatische Belastungsstörung

Die Diagnose Krebs ist ein Schock, der nicht mit Leichtigkeit überwunden werden kann. Abhängig von Faktoren wie Schwere der Erkran­kung, Lebenssituation und Vorerfahrungen des Einzelnen kann eine derart schwerwiegende Diagnose wie ein Trauma wirken. Besonders schwer wiegt hier die Bedrohung durch den Tod. Aber auch Faktoren wie der Kontrollverlust über die eigene Lebensführung als auch die ständigen Eingriffe am eigenen Körper im Verlauf der Therapie belasten die Betroffenen stark.

Zirka 20-25 Prozent der Betroffenen einer lebensbedrohlichen Erkrankung zeigen eine akute Belastungsreaktion. Für circa ein fünftel der Krebspatienten mündet diese in eine posttraumatische Belastungsstörung. Für die Betroffen bedeutet das, dass sie über lange Zeit hin­weg unter dem Schrecken des traumatischen Ereignisses leiden.

Mit der posttraumatischen Belastungsstörung gehen häufig auch weitere psychiatrische Erkrankungen einher, beispielsweise

  • Wiederkehrende Ängste
  • Depressionen
  • Somatisierung (= körperliche Prozesse oder Symptome wie beispielsweise Schmerzen, für die keine medizinische Ursache gefunden werden kann)
  • Dissoziationen
  • Suchterkrankungen
  • Körperliche Folgeerkrankungen, wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Auch nach einer Krebserkrankung, die längst ausgeheilt ist, leiden die Patienten weiterhin unter dem Schrecken der Erkrankung. Dies kann sogar so weit führen, dass die Betroffenen ihre Gesundheitsfürsorge wie beispielsweise Arzt-Besuche vernachlässigen, um nicht an die Erkrankung erinnert zu werden. Die Diagnose einer neuen Krankheit oder eines Rückfalls wird somit behindert, die optimale Therapie eines Rezidivs erschwert.

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Trauma heilen

Wenn sich als Folge der Krebserkrankung Ängste und/oder Depressionen manifestieren, ist eine Psychotherapie ratsam. Tritt eine post­traumatische Belastungsstörung auf, sollte die Therapie unbedingt bei einem erfahrenen Traumatherapeuten stattfinden. Bei der Trauma­therapie kommen spezielle Behandlungsformen zum Einsatz.In der Traumatherapie werden verschiedene Verfahren aus der Tiefen­psycho­logie als auch der Verhaltenstherapie miteinander kombiniert. Zur Anwendung kommen beispielsweise

Kognitive Verhaltenstherapie

Hierbei wird versucht, eine Veränderung in den Denkweisen und im Verhalten des Betroffenen zu bewirken. Dabei sollen negative Emo­tionen und Verhaltensweisen, die aus dem Trauma resultieren, durchbrauchen werden.

Bei dieser Therapieform geht es darum, Denk- und Verhaltensmuster zu verändern, die durch das Trauma entstanden sind und sich auf das weitere Leben der Betroffenen ungünstig auswirken. Für den Krebserkrankten bedeutet das, die Akzeptanz der Krankheit zu fördern und Verhaltensweisen, die einer optimalen Krebstherapie im Wege stehen (beispielsweise Vermeidungsverhalten) zu fördern.

Psychodynamische Psychotherapie

Die psychodynamische Therapie richtet sich an das Unterbewusstsein. Dabei sollen unbewusste Wirkungen des Traumas identifiziert und bearbeitet werden. Beispielsweise wird behandelt, wie das Trauma das persönliche Wertesystem des Betroffenen verändert hat. Zudem werden Bewältigungsstrategien zum Umgang mit dem Trauma erarbeitet, Ressourcen zur Verbesserung der Lebensqualität aktiviert und Entspannungstechniken vermittelt.

Narrative Konfrontation (narrative Expositionstherapie)

In narrativen Therapieverfahren werden die Klienten zum Erzählen angeregt. Dies kann entweder mündlich oder in Schriftform (bei­spielsweise als „Hausaufgabe“) erfolgen. Ziel ist es, die einzelnen Elemente des Traumas in einer Geschichte zusammenzufügen und in die eigene Lebensgeschichte zu integrieren. Dabei können die Patienten oft einen Sinn oder eine Bedeutung des Traumas heraus­arbeiten.

Weitere Verfahren

Weitere Verfahren in der Traumatherapie stützen sich oft auf ressourcenorientierte Ansätze. Dabei sollen Ressourcen des Klienten wie beispielsweise Phantasie oder Kreativität genutzt werden, um das Trauma zu bewältigen. Ebenso gibt es Therapieverfahren, die Angehörige des Klienten aktiv mit einbinden. Mehr dazu lesen Sie hier.

Die Psyche stärken

Neben einer Therapie gibt es auch zahlreiche Strategien, um mit dem Trauma beziehungsweise der Krebserkrankung umzugehen. Nützlich sind alle Möglichkeiten, die zur Entspannung und Beruhigung beitragen. Dazu gehören

An hilfreiche Gewohnheiten anknüpfen

Nutzen Sie alle Methoden, die Sie kennen und die zu Ihrer Beruhigung beitragen. Das kann ein schönes Buch sein, das Gespräch mit einem Freund oder Sport – sofern die körperliche Verfassung dies zulässt. Ablenkung kann helfen, sollte allerdings aus stressfreien Aktivitäten bestehen. Wer sich mit Arbeit ablenken möchte, könnte vom Regen in die Traufe geraten und dort weiteren Stress erfahren.

Über das Trauma reden!

Vielen Betroffenen fällt es schwer, über ihre Erkrankung zu reden. Sie befürchten Unverständnis, Ablehnung oder wollen andere nicht belasten. Ein Gespräch kann Ihnen jedoch helfen, mit der Erkrankung umzugehen. Außerdem kann es auch eine Erleichterung für Angehörige sein, zu wissen, was in Ihnen vorgeht.

Daher ist es oft für beide Seiten hilfreich, wenn Sie sich einer nahe stehenden Person anvertrauen. Für ein solches Gespräch sollte man sich Zeit nehmen. Zudem sollten Sie sich dazu nur Personen „aussuchen“, denen Sie vertrauen. Wichtig ist, Ihrem Gesprächspartner zu vermitteln, wie er Ihnen helfen kann. Wenn Sie beispielsweise klar machen, dass Sie einfach Jemanden bräuchte, der Ihnen zuhört und zur Seite steht, kann das auch dem Angehörigen den Druck nehmen, etwas Hilfreiches dazu sagen zu müssen. Bitten Sie Ihren Gesprächspartner auch, auf Ihre Grenzen Rücksicht zu nehmen. Möglicherweise hat er oder sie viele Fragen. Es ist allerdings legitim, wenn Sie nur so viel erzählen, wie es Ihnen möglich ist.

An Erfolge denken

Betroffene eines Traumas und/oder einer schweren Erkrankung erleben häufig einen Kontrollverlust über ihr eigenes Leben. Manche empfinden ihre Situation sogar als persönliches Versagen. Um diese Gefühle zu beseitigen kann es hilfreich sein, an frühere Erfolge zu denken. Solche Erinnerungen machen Sie stark und weisen den schrecklichen Erfahrungen einen begrenzten Platz in Ihrem Leben zu. Dabei kann es hilfreich sein, die Erfolge regelmäßig aufzuzählen. Dies können Sie beispielsweise jeden Abend vor dem Schlafen gehen tun. Manchen hilft es auch, ihre Erfolge auf einem Blatt Papier zu notieren. 

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