Die ersten Schritte mit der Prothese waren sehr wacklig. Es benötigte viele Reha-Einheiten mit Physiotherapeuten, bis ich ein schönes Gangbild hatte. Damals hatte ich eine junge Frau als Vorbild, die etwa zwei Jahre vor mir dieselbe Amputation hatte und mit der Prothese in High Heels laufen konnte. Ihr Gangbild war so perfekt und ihre Prothese sah fast aus, wie ein echtes Bein, sodass man auf den ersten Blick überhaupt keine Behinderung feststellen konnte.
10.000 € für die Prothese
Eine normale Alltagsprothese kostet in etwa 10.000 €. Grundsätzlich wird diese – anders, wie die Sportprothese – von der Krankenkasse bezahlt. Sofern der Abstand von neuen Prothesen mindestens circa 1,5 Jahre beträgt. Um in die Prothese zu „schlupfen“, zieh ich einen speziellen Baumwollsocken für Prothesen an. Dieser kostet pro Stück 15€. Die Krankenkasse bezahlt zu einer neuen Prothese drei Socken zusätzlich, jedoch reicht das lange nicht für einen normalen Gebrauch aus. Die Socken haben einen recht hohen Verschleiß, da sie nicht sehr stabil sind. Schätzungsweise benutze ich einen Socken etwa einen Monat, dann ist er durchlöchert und kann beim Tragen und vor allem beim Gehen von längeren Strecken schnell Schmerzen verursachen. Bei drei Socken müsste man genauso jeden bzw. jeden zweiten Tag diese waschen, denn sie riechen nicht gerade angenehm am Ende eines Tages. Deshalb muss ich auf eigene Kosten alle 2-3 Monate neue Socken kaufen. Reparaturen an der Prothese werden bezahlt, jedoch nur in größeren Zeitabständen. Falls zwei Reparaturen in kürzester Zeit anfallen, müssen die Kosten ebenso privat getragen werden.
Als ich in der Pubertät viel gewachsen bin, benötigte ich im Alter von 14-16 Jahren sogar alle sechs Monate eine neue Prothese. Die Krankenkasse kontaktierte bei jedem neuen Antrag meine Eltern an, da sie die Begründung „Wachstum“ nicht verstanden oder akzeptierten. Der Gutachter der Krankenkasse fragte am Telefon wortwörtlich „Warum wächst ihr Kind?“. Diese Schikanen mussten meine Eltern auf sich nehmen und dennoch höflich darauf antworten, damit ich meine Prothesen erhielt. Denn ohne meine Gehhilfen könnte ich nicht meinen Alltag meistern, wie jeder andere Mensch.